
Ein Gastbeitrag
Von
20.07.2022 | 5 Minuten Lesezeit
Tweet
„Theatrum Radix“ ist ein transdisziplinäres Ausstellungsprojekt mit einer zugehörigen Veranstaltungsreihe. Es ist eine Kooperation der Künstlerin
Das Projekt gründet auf Barts künstlerischer Forschung zu enzyklopädischen Ordnungsmetaphern der Frühen Neuzeit, deren Spuren es in den Ausstellungen und Sammlungen im Zeitalter der Digitalisierung verfolgt und nachzeichnet. Die Ausstellung, die eine Installation mit Objekten aus der Sammlung des Museums für Naturkunde, Skulpturen und eine Virtual-Reality-Animation von Bart umfasst, wird im historischen Hörsaal des
In der Installation gezeigte historische Sammlungsgegenstände und deren Digitalisate, bei denen es sich um Scans aus dem CT-Labor des Museums und einem 3D-Projekt der Mediasphere For Nature handelt, werden durch die VR-Animation narrativ und künstlerisch erweitert und miteinander verknüpft. Z.B. nehmen die Besucher:innen in einer Animation zum CT-Scan einer Honigbiene die Perspektive des Tieres ein. In einem anderen Kapitel der VR-Arbeit beobachten sie hingegen eine ungewöhnliche Interaktion zwischen den zum Leben erweckten Scans eines Mistkäfers und eines Herkuleskäfers in einer surrealen Szenerie.
Durch solche Perspektivwechsel wird die Linearität des enzyklopädischen Buches und die streng gegliederte Theaterarchitektur aufgelöst. Infolgedessen kann das hierarchische Konzept frühmoderner bis moderner biologischer Ordnungssysteme mit dem Menschen an der Spitze der „Schöpfung“ reflektiert werden. Es bedarf in diesem Sinne ein Infragestellen anthropozentrischer Denkweisen, um neue Wissensmodelle zu erzeugen. Dabei handelt es sich um Modelle, die es uns ermöglichen können, Herausforderungen wie dem Rückgang der Biodiversität gesamtgesellschaftlich zu begegnen.
Die Entwicklung der VR-Animation findet in Kooperation mit dem Unternehmen
Ein Künstlerportrait über Marlene Bart von Gideon Rothmann, Theater und Virtual Reality Animationen, 2022
Ausgehend von ideellen und historischen Verbindungen der Berliner Institutionen werden im Rahmen der Ausstellung neu konzipierte Führungen angeboten, die die Besucher:innen sowohl in das Tieranatomische Theater als auch in sonst nicht öffentlich zugängliche Bereiche des Museums für Naturkunde führen werden. Diese Führungen stehen in enger Verbindung zum künstlerischen Ansatz Barts, in welchem sie den Umgang mit digitalisierten Sammlungsmaterialen thematisiert. Der künstlerische Umgang mit den Digitalisaten wird vom Museum für Naturkunde ausgesprochen begrüßt und unterstützt, da die kreative Auseinandersetzung mit den Daten der Sammlung über ein originäres Forschungsinteresse hinausgeht.
Ferner schafft Barts alternativer Zugang zu den Objekten den Anreiz, kritische Fragen nach ihrer kolonialen Herkunft, Haltbarmachung und Präsentation zu formulieren.
Das Projekt verdeutlicht durch die Kooperation mit dem Tieranatomischen Theater, einer Bühne für experimentelle Darstellungsformen, sowie dem Museum für Naturkunde Berlin, das aktuell umfangreiche Digitalisierungsprojekte durchführt und seine gesamte Sammlung digital erschließt und entwickelt, die Relevanz von einem Dialog zwischen Kunst und Naturkunde.
In den kommenden Monaten werden die virtuellen Erzählungen der insgesamt sieben Kapitel von „Theatrum Radix“ finalisiert. Durch eine disziplinenübergreifende Erkundung der Bestände der MfNs und Gespräche mit Kruator:innen und Präparator:innen wird ebenfalls die Auswahl für die physischen Objekte in der Präsentation im Tieranatomischen Theater getroffen werden. Ein wesentlicher Bestandteil der künstlerischen Konzeption ist die Auseinandersetzung mit dem Hintergrund der Digitalisate und ihrem Bezug zu den Teilsammlungen des Museums.
Künstlerische Leitung:
Projektmanagement: Katharina Serrano Otto, Künstlerin und Kuratorin, Hochschule für Bildende Künste Hamburg