Das bunte Krabbeln – Prachtkäfer zum Greifen nah

Nadja Heinisch

Von Nadja Heinisch
18.12.2019 | 6 Minuten Lesezeit

Prächtig anzusehen sind sie wahrhaftig – die 96 Käfer der Art Buprestidae, Julodinae, die seit Anfang des Jahres als Poster im Museumsshop nicht nur bestaunt, sondern auch gekauft werden können.

Käferposter | © CC-BY-SA-4.0 Created by Michael Scheuerl in cooperation with Mediasphere For Nature powered by Museum für Naturkunde Berlin and Filmtank GmbH
Käferposter | © CC-BY-SA-4.0 Created by Michael Scheuerl in cooperation with Mediasphere For Nature powered by Museum für Naturkunde Berlin and Filmtank GmbH

Diese eindrucksvoll schillernden Exemplare gehören zu den etwa 15 Millionen Insekten am Museum für Naturkunde, von denen die meisten jedoch in Insektenkästen schlummern und somit dem Museumspublikum verborgen bleiben. Mit der Idee von Michael Scheuerl in Kooperation mit der Mediasphere For Nature – des multimedialen Applikationslabors des Museums - änderte sich dies jedoch.

Alles begann 2017 mit dem Hackathon Coding da Vinci in Berlin, bei dem die Mediasphere For Nature unter anderem Hunderte dieser Insektenkästen als hochauflösende Scans den Teilnehmenden zur freien Nutzung vorstellte. Sogleich begeistert von den prächtigen Farben der verschiedensten Käfer aus aller Welt, kam Designer Michael Scheuerl der Gedanke, diese zunächst nach Farbe zu sortieren. Auch weckten die Käfer das Interesse der Programmierer Falko Krause und Olivier Wagener von shoutr labs, sodass die drei als Team Haxorpoda gemeinsam das Projekt angingen. Falko und Olivier entwickelten Algorithmen zur Farbsortierung, aber auch verschiedene Tools, etwa zum Ausschneiden einzelner Exemplare von Insektenkästen-Scans oder zum Gestalten individueller Kästen nach Farbe, Form und Art. Michael selbst wagte sich händisch an die Umsetzung und wählte 96 der beeindruckendsten Käfer aus den Insektenkästen-Scans aus, um diese anschließend für sein Käferposter nach Farbe sortiert anzuordnen. Mit ihrer Gesamtleistung punktete das Team Haxorpoda dann auch auf der Abschlussveranstaltung des Hackathons und konnte den Platz Funniest Hack für sich entscheiden.

Michael Scheuerl (links außen) auf dem Siegertreppchen bei der Preisverleihung des Coding da Vinci 2017, neben seinen Teamkollegen Falko Krause und Olivier Wagener. Foto: Denis Schroeder (WMDE), CC BY-SA 4.0
Michael Scheuerl (links außen) auf dem Siegertreppchen bei der Preisverleihung des Coding da Vinci 2017, neben seinen Teamkollegen Falko Krause und Olivier Wagener. Foto: Denis Schroeder (WMDE), CC BY-SA 4.0

Die Mediasphere For Nature setzte sich bereits direkt im Anschluss an Coding da Vinci für Nachnutzungsmöglichkeiten ein und organisierte am Museum für Naturkunde zunächst einen Coding da Vinci Follow-Up. Gemeinsam mit verschiedenen Teilnehmergruppen des Hackathons wurden dabei insbesondere Ideen zur Weiterentwicklung des Posterprojekts gesammelt.

Michael Scheuerl, Olivier Wagener und Falko Krause auf dem Coding da Vinci Follow-Up am Museum für Naturkunde. Foto: Nadja Heinisch (MfN)
Michael Scheuerl, Olivier Wagener und Falko Krause auf dem Coding da Vinci Follow-Up am Museum für Naturkunde. Foto: Nadja Heinisch (MfN)

So wurde das Poster im Nachgang verfeinert und zudem um einen Infozettel ergänzt, der nun einen Originalinsektenkasten zeigt und über einen QR-Code zu einem Blogbeitrag von Michael auf der Mediasphere Website führt. Darüber hinaus organisierte die Mediasphere For Nature die Aufnahme des Prachtposters in das Angebot des Museumsshops, in dem es seit Anfang 2019 erhältlich ist – auch online . Dafür rollte und verpackte Michael sogar eigenhändig jedes einzelne Käferposter und brachte sie in den Museumshop.

Michael Scheuerl übergibt Heike Vogelsang vom MfN Shop die Käferposter. Foto: Jens Dobberthin (MfN)
Michael Scheuerl übergibt Heike Vogelsang vom MfN Shop die Käferposter. Foto: Jens Dobberthin (MfN)

Doch nicht nur im Museumshop ist das Poster zu finden, es untermalt auf der MfN-Website etwa einen Artikel zu der im Museum zu beobachtenden Live-Digitalisierung von Insekten. Auch diente es als Hintergrund für ein Interview des sterns mit dem international bekannten Biologen Dave Goulson zum Tag der Insekten am 21. März 2019. Im Sinne der freien Nutzung offener Kulturdaten gelang es Michael außerdem mithilfe von Wikimedia Deutschland, das Käferposter seit Juni 2019 allen frei zugänglich auf der Wikimedia-Commons-Seite anzubieten. Momentan arbeitet er bereits an der Umsetzung eines weiteren Posters. Die heimlichen Stars diesmal: Schnecken.

Prof. Dave Goulson im stern-Interview am Tag der Insekten © stern
Prof. Dave Goulson im stern-Interview am Tag der Insekten © stern

Das Projekt von Michael ist ein Beispiel dafür, wie durch die Zusammenarbeit mit der Mediasphere For Nature Digitalisate des Museums für Naturkunde in vielfältiger Weise zum Einsatz kommen können. Die hochauflösenden Insektenscans zeigen darüber hinaus, dass zwar zahlreiche Sammlungsobjekte nicht zum Ausstellungsbereich gehören, sie über kreative und innovative Ideen aber dennoch ihren Weg in die Öffentlichkeit finden können.